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Das Gute: Insgesamt 90 % der Bevölkerung erkennen, dass es ein Rassismusproblem in Deutschland gibt.

Gerade die öffentliche Verwaltung ist in der Pflicht, hier besonders sensibel zu handeln. In unserem Projekt „Stark im Amt“ unterstützen wir Ämter und Behörden auf diesem Weg. Die folgenden fünf Schritte können erste Anhaltspunkte bieten, wie öffentliche Einrichtungen, aber auch Unternehmen und Betriebe nach einem rassistischen Vorfall handeln können.

1.) Betroffenen Glauben schenken
Nehmen Sie Meldungen über rassistische Vorfälle nicht auf die leichte Schulter! Wenn Betroffene sich Ihnen gegenüber öffnen, sollten Sie sich bewusst machen, dass niemand solche Vorwürfe leichtfertig hervorbringt. Hören Sie den Betroffenen zu, nehmen Sie diese Berichte ernst, wiegeln Sie nicht ab und schieben Sie sie nicht auf die lange Bank. Versuchen Sie bewusst, Ihre persönlichen Zweifel an der Darstellung zurückzuhalten, vermeiden Sie relativierende Formulierungen. Wenn Sie das Problem vertagen oder verharmlosen, wird es Ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit später wieder begegnen – häufig mit höherer Intensität. Arbeiten Sie mit allen an einem Arbeitsklima, in dem sich Angestellte ermutigt fühlen, solche Vorfälle mitzuteilen.

2.) Prozesse prüfen
Rassismus bemerkt man an seinen Auswirkungen. Wenn Sie entsprechende Phänomene in Ihrer Verwaltung erkennen, sollten Sie Ihre Prozesse überprüfen. Ein Beispiel: Das Bewerbungsverfahren für Jobs. Haben Sie das Gefühl, dass sich viel zu wenige Menschen mit Migrationsgeschichte bewerben? Vielleicht finden sich in der Stellenausschreibung Formulierungen, die abschreckend wirken. Welche Bilder verwenden Sie in Ihrem Informations- und Werbematerial? Vielleicht sind sie ungeeignet, die Gesellschaft in ihrer Breite abzubilden. Meist liegen solchen Fehlern keine bösen Absichten zugrunde, sondern unbewusste Voreinstellungen und anerzogene Verhaltensmuster, denen man bewusst entgegenwirken sollte. Sie müssen nicht sofort alles umkrempeln: Prüfen Sie Ihre Prozesse nach und nach, experimentieren Sie regelmäßig mit Verbesserungen wie etwa anonymisierten Bewerbungen.

3.) Offenheit und Verantwortung
Rassistische Vorfälle sind für die Verwaltung sehr unerfreulich. Aus diesem Grund werden sie häufig kleingeredet, um einen Imageschaden zu vermeiden. Oft r entsteht dadurch aber der Anschein, dass Diversity und Antirassismus nur als Label nach außen verwendet, im internen Miteinander jedoch nicht konsequent gelebt werden. Hier ist Offenheit Trumpf: Erarbeiten Sie interne, für alle einsehbare Richtlinien, die zeigen, dass Sie sich dem Problem nicht nur aus Image-Gründen annehmen, sondern als Ausdruck Ihrer institutionellen Kultur und Ihres demokratischen Selbstverständnisses. Akzeptieren Sie die Tatsache, dass es entsprechende Phänomene überall – also auch bei Ihnen – gibt, und nehmen Sie sie zum Anlass, daran zu arbeiten. Schaffen Sie Räume, in denen offen über das Thema gesprochen werden kann. Und belassen Sie es nicht bei Lippenbekenntnissen: Ziehen Sie angemessene, nachvollziehbare und schnelle Konsequenzen, wenn der Spielraum des Dialogs erschöpft ist.

4.) Aufgaben gleich verteilen, Kompetenzen abgeben
Es nützt wenig, wenn in Ihrer Verwaltung Antirassismus großgeschrieben wird, alle wesentlichen Kompetenzen aber in der Hand von Nichtbetroffenen sind. Wenn Menschen, die keine Erfahrungen mit Rassismus gemacht haben, die einzigen Ansprechpersonen in diesen Fragen sind, sind Missverständnisse und Fehlentscheidungen die zwangsläufige Folge. Umgekehrt sollten die Strukturen auf keinen Fall so aufgebaut werden, dass die Betroffenen das Problem „unter sich“ regeln sollen! Auch Nichtbetroffene müssen für das Thema in einem kontinuierlichen Prozess sensibel gehalten werden und sich regelmäßig damit beschäftigen.

5.) Hilfe suchen und annehmen
Die Prozesse, die hinter Rassismus am Arbeitsplatz stehen, sind komplex; die wenigsten Vorfälle lassen sich mit einer Zauberformel oder im Hau-Ruck-Verfahren lösen. Für die Verwaltung gibt es zahlreiche Organisationen, die Sensibilisierungstrainings und Beratung anbieten. Scheuen Sie sich nicht, solche Hilfe anzunehmen.

Das Projekt „Stark im Amt!“ der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main vermittelt Wissen und Handlungskompetenz für Personalverantwortliche, Mitarbeitende sowie Auszubildende der öffentlichen Verwaltung – von der Kommune bis zum Bundesamt.

„Stark im Amt!“ ist Teil von „Demokratieprofis“, unserem Beratungs- und Fortbildungsprogramm für die Arbeitswelt.

Das Projekt wird von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) gefördert.

Mehr erfahren über „Stark im Amt!“