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„Frenemies“ von Meron Mendel und Sina Arnold: „Wir befinden uns in einem Minenfeld“

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Das Gegenüber werde gleich als Feind mit bösen Absichten gesehen, kritisiert Meron Mendel. Das habe man auch bei der Antisemtismus-Debatte um die documenta fifteen beobachten können. Foto: epd
Das Gegenüber werde gleich als Feind mit bösen Absichten gesehen, kritisiert Meron Mendel. Das habe man auch bei der Antisemtismus-Debatte um die documenta fifteen beobachten können. © epd

Sina Arnold und Meron Mendel wollen mit „Frenemies“ die Debatte zwischen Antisemitismuskritik und postkolonialem Lager ermöglichen. Aber die Fronten sind verhärtet, und ihr Projekt wäre fast gescheitert.

Frau Arnold, Herr Mendel. Sie schreiben in der Einleitung von „Frenemies“, dass das Buch ein Fehler war. Wie meinen Sie das?

Meron Mendel: Das Wort „Frenemies“ sollte auf ein freundschaftliches Streiten zwischen zwei Lagern verweisen. Diese Lager stehen sich aber nach wie vor konträr gegenüber. Von der postkolonialen, antirassistischen Seite höre ich jetzt: In dem Buch werden palästinensische Stimmen ausgeschlossen, es ist ein rassistisches Buch. Und von der anderen Seite heißt es: In diesem Buch werden BDS und Antisemitismus verharmlost. Bei Veranstaltungen erleben wir manchmal beide Kritik gleichzeitig. Wir sind mit dem Buch also in keinem der Lager gut angekommen.

Sina Arnold: Wir wollten ein Forum für einen kritischen Austausch von Antisemitismus- und Rassismuskritik bieten, und das ist so nicht aufgegangen. Unsere Ausgangsdiagnose, dass der politische Streit unmöglich ist, hat sich im Laufe des Produktionsprozesses bestätigt. Aber gleichzeitig muss man auch sagen, dass wir für das Buch seit Erscheinen sehr viel Zuspruch erhalten haben – von Personen aus dem Feld der Antisemitismus- wie der Rassismuskritik.

Da zählt eine Art „Kontaktschuld“. Einem wird eine ideologische Färbung angedichtet, und man wird dann zum Beispiel von bestimmten Veranstaltungen ausgeschlossen.

Meron Mendel

Das Projekt wäre fast schon vor der Veröffentlichung gescheitert: Zwei Autoren, Kerem Schamberger und Ramsis Kilani, haben ihren eigentlich geplanten Text nicht im Buch abdrucken dürfen. Was war so polarisierend oder explosiv an ihrem Beitrag?

Arnold: Ihr Beitrag war für das Herzstück des Buchs geplant, den Teil der FAQs – Frequently Asked Questions. Dort werden unterschiedliche Antworten auf scheinbar naive Fragen gegeben, beispielsweise zu: Ist Kritik an Israel antisemitisch? Ist jede Verschwörungstheorie antisemitisch? Und auch: Ist der BDS antisemitisch? Wir haben zwei sehr BDS-kritische Beiträge dazu, das spiegelt auch unsere Position als Herausgeber:innen wider. Wir wollten aber auch einen Text dabei haben, der deutlich macht, warum ein Boykott für viele eine annehmbare politische Strategie ist. Wir fanden, dass man über das Thema diskutieren sollte. Der Beitrag von Schamberger und Kilani befasste sich mit der Abwesenheit palästinensischer Positionen in der deutschen Debatte. Als wir die Namen der Autoren aus produktionstechnischen Gründen relativ spät bekanntgaben, machten einige Autorinnen und Autoren klar, dass sie mit den beiden nicht in einem Sammelband sein wollten.

Warum?

Arnold: Es ging vor allem um ihre BDS-Nähe. Als die anderen Autorinnen und Autoren mit Absagen drohten, haben wir als Herausgeber:innen entschieden, den Beitrag von Schamberger und Kilani zu entfernen. Wir wollten den Sammelband retten. Nun habeneinige Autor:innen ihre Beiträge zurückgezogen und wir haben einen Band, in dem viele Stimmen fehlen, und der weniger streitbar ist, als wir es ursprünglich wollten.

Mendel :Uns ist die Entscheidung sehr schwer gefallen, den Text von Schamberger und Kilani rauszunehmen. Wir haben sie nicht wegen irgendwelcher Erpressungsversuche gefällt. Sondern mit Hinblick auf die gesamte Diskussion, und als Schutz derjenigen, deren Texte im Sammelband geblieben sind.

Zum Schutz?

Sina Arnold promovierte zu Antisemitismusdiskursen in der US-amerikanischen Linken. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Antisemitimusforschung der TU Berlin und forscht zu Antisemitismus und Erinnerungspolitik in der postmigrantischen Gesellschaft und zu institutionellem Rassimus. Foto:Ute Langkafel
Sina Arnold promovierte zu Antisemitismusdiskursen in der US-amerikanischen Linken. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Antisemitimusforschung der TU Berlin und forscht zu Antisemitismus und Erinnerungspolitik in der postmigrantischen Gesellschaft und zu institutionellem Rassimus. © Ute Langkafel

Mendel: Hätten wir den umstrittenen Text veröffentlicht, wäre es nicht nur auf uns zurückgefallen. Die anderen Autorinnen und Autoren wären mit in Kollektivverantwortung genommen worden. Ihnen wäre eine BDS-Nähe angehängt worden, nur weil sie in demselben Buch veröffentlichen wie ein BDS-Unterstützer. Da zählt eine Art „Kontaktschuld“. Einem wird eine ideologische Färbung angedichtet, und man wird dann zum Beispiel von bestimmten Veranstaltungen ausgeschlossen. Diese Dynamik und diese Diskussionskultur finden wir sehr problematisch und wollen uns ihr widersetzen. Andererseits können wir sie aber erst mal nicht ignorieren. Deshalb standen wir vor der Entscheidung: das Projekt als gescheitert zu erklären und das Buch nicht zu veröffentlichen. Oder diese schwere Entscheidung zu treffen, auf die zehn Texte und auf den Beitrag von Kilani und Schamberger zu verzichten.

Die beiden wollten ihren Text dann irgendwo anders veröffentlichen, richtig?

Mendel: Uns war es wichtig, dass der Text an einer anderen Stelle erscheint, dass er zugänglich gemacht wird, weil wir glauben, dass die Leserinnen und Leser mündig genug sind, sich selbst ihre Meinung zu bilden. Wir haben unsere Rechte an dem Text an den „Freitag“ freigegeben. Wir verweisen im Vorwort auf diese Veröffentlichung. Aus unserer Sicht haben wir keinen Vorschub zum Ausschluss dieser Stimmen geleistet. Wir haben es thematisiert, problematisiert und den Text zugänglich gemacht.

Bezeichnenderweise haben Sie im Buch einen ganzen Teil „Zur Orientierung im Minenfeld“ genannt. So erleben wir es gerade; dass eine einzige Äußerung sehr explosiv wirken kann. Wieso ist das so, wie hat sich eine solche Spannung aufbauen können?

Mendel: Die Lagerbildung ist sehr stark sozialisationsbedingt. Es gibt Kreise, in denen sich der moralische Kompass am Holocaust ausrichtet. Aus der Tradition heraus, die auch ein Stück weit die Frankfurter Schule repräsentiert und die Mahnung, dass sich der Holocaust nicht wiederholen darf, entstand eine linke Denkschule, die der Frage nachgeht, wie es verhindert werden kann, dass wieder Antisemitismus verbreitet wird. Die andere linke Denkschule ist aus der postkolonialen Tradition entstanden, die außerhalb von Deutschland viel verbreiteter ist. Für sie bestimmt das Thema Kolonialismus den moralischen Kompass und die Frage nach Antisemitismus ist sekundär. Juden werden in der Regel in dieser Denkschule als Weiße gesehen – dazu haben wir auch den Beitrag „Sind Juden weiß?“ im Buch.

Gibt es dennoch Gemeinsamkeiten der beiden „Lager“?

Mendel: In einigen Situationen; ja. Es ist für das Antisemitismuslager leicht, Stellung zu beziehen, wenn es darum geht, den Attentäter von Hanau zu verurteilen. Genauso leicht ist es für das postkoloniale Lager, den Attentäter von Halle zu verurteilen. Es wird kniffliger und widersprüchlicher, wenn es einen Konflikt zwischen einerseits People of Colour und Schwarzen, andererseits Jüdinnen und Juden gibt. Da kehrt dann sehr schnell und reflexhaft die Sozialisationsprägung zurück.

Über das Buch

Meron Mendel, Saba-Nur Cheema, Sina Arnold: Frenemies. . Antisemitismus, Rassismus und ihre Kritiker*innen. Verbrecher Verlag, Berlin 2022. 350 S., 20 Euro

Können Sie dafür ein Beispiel nennen?

Mendel: Bei der Diskussion um Achille Mbembe konnten wir das beobachten. Mbembe, ein schwarzer Philosoph, der sich antiisraelisch geäußert hatte und den BDS unterstützt, sollte die Eröffnungsrede bei der Ruhrtriennale 2020 halten. Die Forderungen, dass er deswegen ausgeladen werden sollte, haben einige dann als Rassismus gegenüber einer schwarzen Person betrachtet. Andere sagten hingegen: Nur, weil jemand schwarz ist, hat er keinen Freischein für antisemitische Äußerungen. Die Mbembe-Debatte ist neben der Documenta-Debatte das prominenteste Beispiel für dieses Dilemma. Da ist kaum eine Zwischenposition, eine Differenzierung möglich.

Arnold: Wir befinden uns auch in einem Minenfeld, weil wir es nicht mit abstrakten, politischen Themen zu tun haben, sondern weil es um etwas geht: Antisemitismus und Rassismus haben unmittelbar mit Verletzungen zu tun. Leider wird im öffentlichen Diskurs oft bei jeder Aussage dem Gegenüber die schlechteste aller Absichten unterstellt, anstatt den Leuten zuzugestehen, dass sie vielleicht auch mal falsche Wörter verwenden oder biografischen Lernprozessen unterliegen. Das ist fatal, weil es jüngere Menschen davon abhält, in den Themenfelder Rassismus oder Antisemitismus politisch aktiv zu werden oder wissenschaftlich dazu zu arbeiten – das beobachten wir immer wieder. Aber Rassismus und Antisemitismus sind so stark verbreitet; wir brauchen Menschen, die bildungspolitisch, akademisch, aktivistisch dagegen angehen.

In Ihrem Buch gibt es Überlegungen, welche Voraussetzungen es für einen konstruktiven Dialog geben muss. Es scheint wichtig zu sein, dass innerhalb der Lager oder der Communitys ein diverseres Meinungsbild herrschen darf – ohne dass jemand als Verräterin oder als Verräter gecancelt wird. Wo müsste man Ihrer Meinung nach ansetzen?

Meron Mendel ist Professor für transnationale Soziale Arbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences und Direktor der Bildungsstätte Anne Frank.
Meron Mendel ist Professor für transnationale Soziale Arbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences und Direktor der Bildungsstätte Anne Frank. © dpa

Arnold: Das Erste wäre, dass überhaupt Räume geschaffen werden, in denen man einen Dialog führen kann. Im wissenschaftlichen Bereich, bei Konferenzen zum Beispiel, bleiben diejenigen, die zu Antisemitismus forschen, unter sich, und diejenigen, die zu Rassismus forschen, auch. Und selbst innerhalb dieser Gruppen bleiben wieder Untergruppen unter sich. Es gibt keine Gelegenheit, sich produktiv zu streiten. Dabei gäbe es sehr viel, was man voneinander lernen könnte. Natürlich sind das dann auch sehr unangenehme Diskussionen, in denen es um Antisemitismus in linken und antirassistischen Bewegungen gehen muss, um verkürzten Antiimperialismus, um Rassismus in pro-israelischen Zusammenhängen. All das gibt es ja.

Was ist die BDS-Kampagne?

Boycott, Divestment and Sanctions („Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“, abgekürzt BDS) ist eine transnationale politische Kampagne, die den Staat Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch isolieren will, um ihre im Jahr 2005 beschlossenen Ziele durchzusetzen: Israel müsse die „Okkupation und Kolonisierung allen arabischen Landes“ beenden, das „Grundrecht seiner arabisch-palästinensischen Bürger auf volle Gleichheit“ anerkennen und „das Recht der palästinensischen Flüchtlinge auf eine Rückkehr in ihre Heimat und zu ihrem Eigentum gemäß UN-Resolution 194 schützen und fördern.“ 171 palästinensische Organisationen unterzeichneten diesen Aufruf; viele Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Prominente unterstützen ihn. Führende BDS-Vertreter bestreiten offen das Existenzrecht Israels und wollen diesen Staat abschaffen. (Quelle: Wikipedia)

Aus postkolonial-rassismuskritischer Sicht gilt die Solidarität den Schwachen, Marginalisierten, Ausgeschlossenen, Entrechteten – und damit oft den Palästinenser:innen. BDS-Unterstützer:innen interpretieren mitunter auch die Staatsgründung Israels als einen Akt des europäischen Kolonialismus. Wenn Sie sagen, man muss auch andere Sichtweisen berücksichtigen: Haben Sie denn Verständnis für diese Begründungen der BDS-Unterstützung?

Mendel: Das sind lange Debatten, und all diesen Thesen kann man etwas entgegensetzen. Es spricht aus wissenschaftlicher Perspektive viel gegen die Behauptung, die jüdische Besiedlung von Israel sei ein Ausdruck des Kolonialismus, dazu gibt es einen hervorragenden Text von Stefan Vogt im Buch, der das sehr differenziert darstellt. Nichtsdestotrotz müssen wir uns mit den Fragen auseinandersetzen. Ich kann verstehen, dass es aus der Perspektive von jemandem, der in Nahost lebt, wie Kolonialismus aussehen kann. Es wurden Menschen aus dem Land verdrängt. Das sind Realitäten, die nicht zu leugnen sind. Deswegen müssen diese Perspektiven zusammengebracht werden, und zwar ohne Anspruch darauf, dass man am Ende auf ein einziges geltendes Narrativ kommt. Das wird nicht gelingen. Es würde reichen, wenn die Empathie da ist, um zu verstehen, dass es auch eine andere Sichtweise gibt. Und anzuerkennen, dass es sich um historische Narrative handelt, die vor dem aktuellen Geschehen überprüft werden müssen. Das Verharren in dem einen Narrativ ist keine Lösung.

Für einen erfolgreichen Dialog müsste man also Dissonanzen aushalten, empathisch sein, das andere Narrativ erkennen und akzeptieren... Wenn wir jetzt aber eine Lösung finden wollen, müssen wir uns auf etwas einigen, auf einen gemeinsamen Nenner. Wie soll das funktionieren?

Mendel: Ich denke, dass es in diesen Konflikten den Beteiligten nicht darum geht, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, sondern generell die Deutungsmacht zu gewinnen. Selten erlebe ich, dass Argumente und Gegenargumente ausgetauscht werden. Vielmehr geht es darum, Forderungen durchzusetzen, wer eingeladen, ausgeladen oder zurücktreten soll, wer sprechen darf und wer ausgeschlossen wird. Dahinter steckt die Logik, dass der Andere nicht nur falsch liegt, sondern dass hinter seiner Position eine böse Absicht steckt. Der andere ist nicht nur Gegner, sondern gleich der Feind. Ein Ausweg ist nur möglich, wenn sich Beteiligte die Frage nach eigenen blinden Flecken stellen. Es ist natürlich bequem, sich innerhalb eigener Blase zu bewegen, damit ist man dann ja auch immer – gefühlsmäßig – auf der richtigen Seite. Aber es ist auch brandgefährlich. Wenn Liberale sich nach und nach von der Idee der Aufklärung verabschieden, spielen sie in die Hände der Populisten.

Sie schreiben in der Einleitung, dass wir uns in einem gesellschaftlichen Übergang befinden, weg von einer normiert-weißen Gesellschaft hin zu einer diverseren. Wohin führt diese Entwicklung, wohin sollte sie führen?

Arnold: Auf wissenschaftlicher Ebene hat es in den vergangenen Jahren einen Wandel gegeben, weil auch von Rassismus und Antisemitismus Betroffene zunehmend selbst in den Forschungsgebieten arbeiten. Und auch politisch gibt es eine Generation, die sehr selbstbewusst mit einer postmigrantischen Identität Antirassismus betreibt und junge Jüdinnen und Juden, die sich gegen Antisemitismus einsetzen. Vor zehn, zwanzig Jahren gab es diese gesellschaftliche Sichtbarkeit noch nicht so, und das verschiebt natürlich die Perspektive. Jetzt geht es darum, dass wir Kämpfe auch gemeinsam führen. Denn parallel haben wir es in den vergangenen Jahren ja auch mit einem massiven Rechtsruck zu tun. Für die globale Rechte sind Rassismus und Antisemitismus immer noch die zentralen Ideologeme, die sehr gut zusammenpassen. Wir sprechen im Buch von einer „Intersektionalität von rechts“, und wir bräuchten eine tatsächliche Intersektionalität von links. Das ist ein Ziel des Buchs. Wir wollen blinde Flecken auch innerhalb von sozialen Bewegungen beleuchten und gleichzeitig angstfrei an die Diskussion heranführen.

Seit einiger Zeit bestimmen Betroffene stark die Diskurse, was gut ist, weil wir ihre Stimmen hören. Auf der anderen Seite ist es ein identitätspolitisches Dilemma; denn dadurch bilden sich auch starke Pole. Wie beeinflusst das die Debatte?

Mendel: Es ist gut, dass wir die Stimmen von People of Colour, Schwarzen, Juden stärker wahrnehmen und sie am Diskurs teilnehmen. Im Diskurs teilzunehmen bedeutet aber nicht, dass die Sprecherposition zur alleinigen Berechtigung wird, eine Position zu beziehen. Wir erleben, dass Menschen mit marginalisierter oder Minderheitspositionierung oft nur mit verletzten Gefühlen argumentieren und dabei auf sachliche Argumente verzichten. Nehmen wir die Kritik an dem Theaterstück „Vögel“ am Münchner Metropoltheater: Es wurde abgesetzt, weil jüdische Studierende im Publikum waren und sich verletzt gefühlt haben. Das Beklagen über Verletzungen ist in der öffentlichen Debatte sehr wirksam, um eigene Forderungen durchzusetzen. Zugleich empfinde ich diese Subjektivierung der Diskussion als schädlich, weil es nicht mehr um Tatsachen geht. Man muss wieder auf eine objektivere Ebene kommen. Gesellschaftliche Entscheidungen darüber, ob wir Ausstellungen, Messen, Theaterstücke absagen, sollten aufgrund von Tatsachen gefällt werden. Sonst wird alles zur Willkür. Es gibt so viele unterschiedliche Befindlichkeiten, dass wir niemals verhindern können, dass Gefühle verletzt werden können. Der öffentliche Raum kann nicht zum „Safe Space“ werden.

Interview: Lisa Berins

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