Liebe Leser:innen, |
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die Bildungsagenda NS-Unrecht begann 2021 mit einer Gewissheit: Mit der schwindenden Generation der Überlebenden und mit zunehmender zeitlicher Distanz wird das Wissen über NS-Geschichte und den Holocaust weniger. Die Auseinandersetzung mit und die historisch-politische Bildungsarbeit zum NS-Unrecht ist somit auf neue Vermittlungsformen angewiesen.
Die Ergebnisse unserer jüngst erschienenen MEMO-Jugendstudie machen nun deutlich: Junge Menschen sind sich dieser Herausforderungen bewusst. Sie interessieren sich für die NS-Geschichte und sehen Bezugspunkte zu heutigen Krisen. Und am wichtigsten: Nach der Überzeugung von 76% der Befragten kann es keinen Schlussstrich geben. Ein großer Teil von ihnen möchte Bildungsangebote zur NS-Geschichte wahrnehmen – neues Faktenwissen erwerben, historische Orte besuchen und Bezüge zwischen Vergangenheit und Gegenwart verstehen.
In der Erinnerungskultur und der historisch-politischen Bildung ergeben sich aus diesen Befunden klare Verantwortungen und Handlungspotentiale, denen wir uns als Stiftung EVZ und mit den Projekten der Bildungsagenda NS-Unrecht widmen: Sie adressieren und aktivieren die Lebenswelten junger Menschen mit kreativen und digitalen Formaten, beziehen sie fortwährend ein und kommen so ihrem Wunsch nach, zu lernen und zu verstehen. Das zeigt auch diese Ausgabe des Newsletters: Gleich mehrere Projekte suchen aktuell nach Teilnehmenden und im Interview sprechen junge Schauspieler:innen der Münchner Kammerspiele über das Theater als Erfahrungsraum.
In diesem Sinne: Fühlen Sie sich angesprochen, bleiben Sie in Kontakt und engagieren Sie sich weiterhin mit uns.
Dr. Andrea Despot Vorstandsvorsitzende |
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TEILNEHMENDE GESUCHT |
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Unsere Projekte brauchen euch! |
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Die Projekte der Bildungsagenda NS-Unrecht setzen bewusst auf partizipative Ansätze, die verschiedene Personengruppen einbeziehen und so das zivilgesellschaftliche Engagement stärken. Drei geförderte Initiativen sind nun auf der Suche nach Teilnehmenden:
Im Projekt „trotzdem da!“ der Gedenkstätte Lager Sandbostel entsteht eine Wanderausstellung, die Lebensgeschichten von Kindern aus „verbotenen Beziehungen“ – zwischen Deutschen und als „fremdvölkisch“ stigmatisierten Kriegsgefangenen oder Zwangsarbeiter:innen – erzählt. Hierfür sind Kontakte zu Betroffenen oder ihren Angehörigen, aber auch Hinweise und Quellen von Menschen ohne eigene familiäre Bezüge gefragt.
Das Projekt „Kulturretter:innen – wie widerstehen?“ der Kooperative Berlin will eben diese ansprechen: Für eine Ausstellung werden Personen gesucht, die Kultur vor der Verfolgung der Nationalsozialisten gerettet haben. Das Wissen um Kulturgüter aus dieser Zeit kann ebenfalls zum Projekt beitragen – wie beispielsweise Rezepte, Bräuche oder Kleidungsstücke.
Auch im Projekt der Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht ist Mitmachen erwünscht: Teilnehmen können alle, die sich für die Themen Sport und Geschichte interessieren. |
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Jetzt Kontakt mit den Projekten aufnehmen |
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AROLSEN ARCHIVES |
#LastSeen geht online |
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Zwischen 1938 und 1945 deportierten die Nationalsozialisten hunderttausende Jüdinnen und Juden, Rom:nja und Sinti:ze aus dem Deutschen Reich. Trotz massenhafter Deportationen sind nur wenige Bilder überliefert. Nach einer intensiven Recherchezeit hat das Projekt nun bekannte und vergessene Bilder zusammengetragen: Am 7. März stellt #LastSeen den digitalen Bildatlas und ein interaktives Game in einem Online-Event vor. |
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Dabei sein |
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NEUES FÖRDERPROGRAMM |
Holocaust Education |
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Antisemitische Angriffe sind in den letzten Jahren in Deutschland und weltweit gestiegen. Zeitgleich nimmt das Wissen über den Holocaust deutlich ab, wie Studien zeigen. Angesichts dieser Herausforderungen wurde das Förderprogramm „Holocaust Education“ ins Leben gerufen, getragen von Jewish Claims Conference, BMF und Stiftung EVZ. Es umfasst Projekte, die von international engagierten Organisationen weltweit durchgeführt werden. Sie widmen sich der Holocaust Education, dem Lehren und Lernen über den Holocaust. Ab Mai werden wir in einer eigenen Rubrik in diesem Newsletter von Projekten, Akteuren und Erfahrungen aus diesem Programm berichten. |
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BUNDESWETTBEWERB DER BERLINER FESTSPIELE |
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Zwei Bildungsagenda-Projekte für Theatertreffen der Jugend nominiert |
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Die Inszenierungen „stolpern“ der Schaubühne Berlin und „Unter uns. Unsichtbar?“ des Jungen Schauspiels Frankfurt zeigen, wie künstlerische Zugänge zur Erinnerungsarbeit an NS-Unrecht gelingen können. Als Anerkennung dafür sind sie jetzt mit ihren Theaterstücken in der Zwischenauswahl für das Theatertreffen der Jugend der Berliner Festspiele! |
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THEATER KAMPNAGEL |
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Augmented Reality-App & Treffen für die Hamburger Stadtgesellschaft |
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Als zweitgrößtes Produktionshaus seiner Art in Europa steht das Theater Kampnagel in Hamburg für zeitgenössische Performance, Tanz und Theater. Bisher wenig durchleuchtet ist die Vergangenheit des Geländes während des Nationalsozialismus: Aus dem Kranhersteller Nagel & Kaemp wurde 1934 die „Kampnagel AG“, von 1939 bis 1945 umgenutzt als Rüstungsbetrieb – mit mehr als 1.000 Zwangsarbeiter:innen, die in sechs betriebseigenen Lagern untergebracht waren. In betrieblichen Untergrundgruppen organisierte sich Widerstand und es wurden Sabotageakte verübt.
Dieser Geschichte will sich die Kultureinrichtung in ihrem Selbstverständnis als geschichtlicher Ort nun annehmen: Mit digitalen Mitteln entsteht ein Prototyp, der anderen Kultureinrichtungen später als Richtungsmarke für eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Geländehistorie dienen kann. Geplant ist eine Augmented Reality-App für Smartphones, die mit exemplarischen Biografien von Zwangsarbeitenden und Fakten des Widerstands vor Ort Erzählstränge und Lebensbilder anschaulich macht. Das Besondere: Mit seiner in der Pandemie erlangten Expertise entwickelt das Theater die Anwendung selbst.
Von Beginn an begleitet den Rechercheprozess der Austausch mit der Stadtgesellschaft: Über die kommenden beiden Spielzeiten finden jeden zweiten Monat für das Publikum offene Treffen statt, bei denen das Projektteam die aktuellen Wissensstände vorstellt und zur gemeinsamen Spurensuche einlädt – mit Raum für Anregungen, Fragen und Vernetzung. Besonders junge Menschen in Hamburg sind dabei gefragt, sich an der Aufarbeitung zu beteiligen. |
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Der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg sind für Jugendliche und junge Erwachsene zentrale Referenzpunkte in der Erinnerungskultur Deutschlands. Dies geht aus der EVZ-geförderten MEMO-Jugendstudie hervor, die das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld durchgeführt hat. 63 Prozent der jungen Erwachsenen, aber nur 53 Prozent im Durchschnitt aller Altersgruppen, geben an, sich intensiv mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt zu haben. Gleichzeitig zeichnet sich ein klarer Wunsch nach Bildung ab: 62 Prozent der Befragten sorgt sich um den gesellschaftlichen Zusammenhalt, 75 Prozent möchte neues Faktenwissen zur NS-Zeit erlernen. |
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Jugendstudie jetzt lesen |
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SAT.1 REGIONAL |
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Entschädigung für ehemalige Kriegsgefangene der JVA Wolfenbüttel |
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Über das Projekt „Ewige Zuchthäusler?!“ berichtet Sat.1 Regional in einem dreiminütigen Beitrag anlässlich des Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Im Interview mit André Charon, Sohn eines ehemaligen Kriegsgefangenen, geht es um die persönliche Familiengeschichte und Recherchearbeit, die Teil des Projekts der JVA Wolfenbüttel ist. |
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TAZ |
Ort des Jubels und des Unrechts |
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In einem ausführlichen Artikel schreibt die taz über das gemeinsame Projekt „Von einem Ort des Jubels zu einem Ort des Unrechts. NS-Zwangsarbeitslager auf Sportplätzen“ der Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht. Bisher sei die Geschichte des Werksgeländes von KME im 50 Hektar großen Areal in Osnabrück kaum sichtbar: „Nichts über die Menschen, die hier zu Zählappellen antreten mussten, an verdorbenen Lebensmitteln starben.“ Dies ändere sich nun mit dem mehrjährigen Forschungs- und Bildungsprojekt. |
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Zum Artikel |
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NETWORK OF EUROPEAN RESTITUTION COMMITTEES |
Recht ohne Recht: Ein multidisziplinäres Forschungsprojekt |
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Die Vereinigung Network of European Restitution Committees on Nazi-Looted Art berichtet in ihrem Januar-Newsletter über das Projekt „Recht ohne Recht“ der Europa-Universität Viadrina: „In dem Bewusstsein, dass eine Debatte über die Restitutionspraxis seit der Washington-Konferenz von 1998 nur dann produktiv sein kann, wenn sie sich auf verlässliche Forschungsergebnisse stützt, macht es sich das Projekt zur Aufgabe, die grundlegenden Begrifflichkeiten der Richtlinien historisch fundiert zu klären.“ |
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Newsletter-Artikel auf Seite 12 und 13 lesen |
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SÜDDEUTSCHE ZEITUNG |
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Kammerspiele: Zeitkapsel-Reisende |
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In der Besprechung des Theaterstücks „TIME BUSTERS“ schreibt die Süddeutsche Zeitung: „Begleitet von der Theaterpädagogin Elke Bauer haben die Jugendlichen in einem umfassenden Workshop-Prozess eine Vorstellung entwickelt, die unsere Erinnerungskultur hinterfragt und unser Geschichtsverständnis erweitert.“ |
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Zum Beitrag der SZ |
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Die Schauspieler:innen Marko Milun Brkic (15), Nikola Wiktoria Alexandra Bruder (16) und Jinan Jaballah (15) aus dem Stück TIME BUSTERS der Münchner Kammerspiele |
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Marko, Nikola und Jihan, findet ihr es wichtig, dass wir uns in Deutschland mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinandersetzen? Wie macht ihr das am liebsten: Theater, Filme und Serien, Bücher…
Marko: Ich find es schon wichtig, viele Methoden zu nutzen, aber manche Menschen werden es nie verstehen – egal wie oft man es ihnen erzählt. Beispielsweise werden sie nie verstehen, dass man einfach zusammenleben soll, egal welche Religion, Kultur oder Herkunft man hat. Theater ist ein besonders gutes Medium, weil es tief in die Thematik geht und großen Wert auf Details legt. Film, glaube ich, ist fast noch besser, weil Film beliebter ist. Aber Bücher sind manchmal auch gut, weil sie mehr erklären und mehr Zeit nutzen, um den Inhalt zu verarbeiten.
Nikola: Alle Methoden sind gut, Hauptsache sie werden richtig erzählt. Filme erzählen nur Ausgewähltes. Auch Bücher verheimlichen dir viel. In der Schule lernst du gar nicht, was die Nazis tatsächlich gemacht haben. Die gehen nicht in die Tiefe. Das Interessante am Geschichtsunterricht ist das, was sie weglassen. Man muss die ganze Wahrheit sagen, man darf nichts verbergen. Man muss wissen, was alles passiert ist.
Jinan: Mit allen Medien, die möglich sind, sollte über diese Zeit erzählt werden. Unsere Demokratie ist sehr hartnäckig. Deswegen sollte man alle Mittel nutzen, die wir zur Verfügung haben, um weiterhin hartnäckig zu bleiben. Es ist wichtig, dass verschiedene Medien eingesetzt werden, weil man sich dann auch, wenn man jünger ist, ein eigenes Bild von der Geschichte machen kann und nicht von den Erwachsenen um einen rum gesagt bekommt, was man denken soll. Ich bin mir nicht sicher, aber mit Filmen und Serien hat man heute auch eine größere Reichweite. Das Buch als Medium finde ich nicht gut. Ich schreibe und lese nicht so gerne. Mit anderen Mitteln hat man mehr Bilder im Kopf – ich kann dann besser mitfühlen, aber das ist bei jedem Menschen anders. |
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Zum Interview |
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14. MÄRZ, BERLIN |
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Klassenzimmer mit Quang Paasch |
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Woher kommst du wirklich? – das ist die übergreifende Frage, der sich Vanessa Vu gemeinsam mit Gästen in ihrem „Klassenzimmer“ an der Berliner Schaubühne widmet. In der März-Ausgabe spricht die Journalistin mit dem Aktivisten und TikToker Quang Paasch, der als Sohn zweier ehemaliger vietnamesischer Vertragsarbeiter:innen im Osten Berlins aufwuchs, über das neue Klassenbewusstsein der Generation Z. |
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17. MÄRZ, LEIPZIG |
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Alles „Versöhnungstheater“? Künstlerische Zugänge in der bildenden Erinnerungsarbeit |
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Von manchen wird die deutsche Erinnerungskultur als ritualisiert und starr kritisiert. In der aktuellen Streitschrift „Versöhnungstheater“ etwa unterzieht sie der Autor Max Czollek einer ausführlichen Analyse. Wie kreieren die Theaterprojekte der Bildungsagenda NS-Unrecht eine lebendige und empathische Erinnerungskultur? Dies und mehr diskutieren wir am Theater der Jungen Welt Leipzig. |
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28. APRIL, HAMBURG |
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Zwangsarbeit und Widerstand: Info- und Austauschtreffen |
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Das Auftakttreffen zum Projekt „Zwangsarbeit und Widerstand“ richtet sich an die Hamburger Stadtgesellschaft: Die Recherche-Beauftragten des Theaters Kampnagel, Sophia Hussain und Simone Rozalija Thiele, laden vor dem Hintergrund aktueller Projektergebnisse dazu ein, sich gemeinsam auf Spurensuche zu begeben. Das Treffen wird über die nächsten beiden Spielzeiten alle zwei Monate stattfinden. |
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Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft Friedrichstraße 200 10117 Berlin, Germany T +49 (30) 25 92 97-0 F +49 (30) 25 92 97-11 Website |
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Verantwortlich i. s. d. P.: Dr. Andrea Despot
Redaktion: Hanna Komornitzyk, Katrin Kowark, Sophie Ziegler
Bildnachweise: Wojciech Wojtkielewicz, Gianmarco Bresadola, Felix Grünschloss, Aileen Pinkert, Gabriela Neeb |
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© Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft, 2023 |
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