Liebe Leser:innen, |
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welche Geschichten werden aufgeschrieben und erzählt, welche bleiben im Verborgenen? In der historisch-politischen Bildungsarbeit stellen wir uns diese Fragen immer wieder. Vor genau 90 Jahren, am 10. Mai 1933, verbrannte die nationalsozialistisch dominierte Deutsche Studentenschaft tausende Bücher. Die sogenannte „Aktion wider den undeutschen Geist“ richtete sich in rund zwanzig deutschen Universitätsstädten gegen jüdische und andere verfemte Autor:innen.
Der Tag des Buches erinnert uns nicht nur daran, die freie Verfügbarkeit von Wissen und Kultur wertzuschätzen. Er macht auch deutlich, wie geschichtliche Leerstellen entstehen und welche Gefahr von ihnen ausgeht. Das jüngst gestartete Projekt „Have You Seen This Book?“ des Leo Baeck Instituts widmet sich den Büchern, die vom nationalsozialistischen Regime geraubt wurden und begibt sich in einer interaktiven Ausstellung an ihre heutigen Aufbewahrungsorte.
Auch andere Projekte, die Anfang dieses Jahres im Rahmen der Bildungsagenda NS-Unrecht angelaufen sind, machen Leerstellen sichtbar: mit einem Unterrichtsprojekt zum Thema NS-„Euthanasie“, einer Graphic Novel zu den Eugenikverbrechen oder – entlang unseres Jahresmottos #WatchOutHstry – einer interaktiven Karte zu den Orten des Terrors in den nationalsozialistisch besetzten Gebieten in der Sowjetunion. Online stellen sich alle neuen Projekte vor. Auf welch unterschiedliche Weise vergangene Projekte Geschichte bereits lebendig gemacht haben, zeigen die vielfältigen Ergebnisse in unserer Infothek.
In diesem Sinne: Bleiben Sie in Kontakt, informieren und engagieren Sie sich mit uns.
Dr. Andrea Despot Vorstandsvorsitzende |
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NS-DOKUMENTATIONSZENTRUM KÖLN |
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„sichtbar machen“ auf der Shortlist für den DigAMus-Award |
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Der DigAMus Award zeichnet jährlich die besten digitalen Projektideen deutscher Museen aus – das Projekt „sichtbar machen“ des NS-Dokumentationszentrums Köln hat es in diesem Jahr mit vier weiteren Projekten auf die Shortlist in der Kategorie für hybride Angebote geschafft. Neben einem vielschichtigen Webportal und Zeitzeug:innen-Interviews fanden im Kölner Stadtraum Großprojektionen an jenen Orten statt, die in der Lebens- und Verfolgungsgeschichte der jüdischen Kölner Familie Schönenberg eine große Rolle spielten. |
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Zur Shortlist des DigAMus Awards  |
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EUROCLIO |
Neues Toolkit für den Geschichtsunterricht |
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Das Projekt „Who were the victims of the National Socialists?“ zielt darauf ab, europaweit junge Menschen mit einem tieferen Verständnis für die Wurzeln gegenwärtiger Diskriminierung auszustatten. Mit einem jüngst veröffentlichten Toolkit lernen Schüler:innen und ihre Lehrpersonen Schritt für Schritt, ein Geschichtsprojekt in ihrer eigenen Umgebung zu entwickeln. |
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Lernmaterialien kennenlernen  |
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STIFTUNG EVZ |
Trainer:innen für antisemitismuskritische Bildungsarbeit gesucht! |
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Das Projekt „Informiert, couragiert, engagiert!“ qualifiziert Mitarbeitende ausgewählter Unternehmen in Deutschland zu einem differenzierten und kompetenten Umgang mit Antisemitismus und leistet damit einen Beitrag zu einem antisemitismussensiblen Arbeitsfeld. Es wird als Blended Learning Format aufgesetzt: Neben digitalen Selbstlernphasen durchlaufen die Teilnehmenden vier Workshops. Für die Umsetzung der Workshops sowie für die Betreuung während der Selbstlernphase ist die Stiftung EVZ auf der Suche nach acht Trainer:innen, die sich regelmäßig und deutschlandweit in das Projekt einbringen wollen. |
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Aktuelle Ausschreibungen der Bildungsagenda-Projekte  |
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MOVES |
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Start des multimedialen Projektes „Was bleibt?“ |
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Die Bildungsagenda steht niemals still: Ende März fand in der Bremer Jugendbildungsstätte LidiceHaus das Kick-Off für „Was bleibt?“ statt: Mit dem Ziel „Erinnern, um die Zukunft (besser) zu gestalten“ arbeitet das Projekt der Moves gUG die Vergangenheit anhand von ost- und westdeutschen Familienbiografien unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft jugendorientiert auf. Die Vorstellung erster Projektergebnisse durch Dr. Anne Rohrbach vom Projektteam MOVES zeigte, wie hierfür Familien-Interviews mit zwei oder drei Generationen geführt werden können. |
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Mehr zum Projekt erfahren  |
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80. JAHRESTAG |
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Aufstand im Warschauer Ghetto: Ausstellung im POLIN Museum |
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Am 19. April 2023 hat sich der Beginn des Aufstands im Warschauer Ghetto zum 80. Mal gejährt. Vier Wochen lang leisteten die Aufständischen bewaffneten Widerstand gegen den deutschen Besatzungsterror.
In der Sonderausstellung „Around Us a Sea of Fire. The Fate of Jewish Civilians During the Warsaw Ghetto Uprising“ erzählt das Warschauer Museum POLIN nun die Geschichten der Zivilbevölkerung während des Aufstands. Denn während des bewaffneten Kampfs der einen, war der Widerstand der anderen ein stiller, aber ebenfalls wichtig: Sie versteckten sich in Bunkern, suchten Zufluchtsorte und widersetzten sich so den Tod bringenden Deportationen.
Ihre Gedanken, Ängste und auch ihr Lebensalltag in den Bunkern stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Diese wird im Rahmen des Förderprogramms Holocaust Education durch die Claims Conference, das Bundesministerium der Finanzen (BMF) und die Stiftung EVZ gefördert (Bild oben: Jüdinnen und Juden werden zum Umschlagplatz im Warschauer Ghetto geführt; Copyright: Z. L. Grzywaczewski). |
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Mehr über die Ausstellung im Interview mit der Kuratorin erfahren  |
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DOKUMENTATIONSZENTRUM NS-ZWANGSARBEIT |
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Tödliche Zwangsarbeit in Karya. Deutsche Besatzung und der Holocaust in Griechenland |
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Der Holocaust an der jüdischen Bevölkerung Griechenlands und deutsche Kriegsverbrechen während der Besatzung des Landes sind in unserer Erinnerungskultur in Vergessenheit geraten. Erst durch den Fund eines Fotoalbums wurden vor wenigen Jahren Kriegsverbrechen im griechischen Karya bekannt: Im Jahr 1943 deportierten die deutschen Besatzer 300 jüdische Männer aus Thessaloniki, um sie beim Bau der Bahnlinie nach Athen zur Zwangsarbeit einzusetzen.
Die Fotos dokumentieren aus Sicht der Täter ihre Zwangsarbeit. Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass die Überlebenden am Ende des Bauprojekts ermordet wurden. Die Schicksale dieser Menschen und der Ort der Zwangsarbeit wurden bislang noch nicht erforscht: Hier setzt das geförderte Projekt des NS-Dokumentationszentrums Zwangsarbeit in Kooperation mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und der Interdisziplinären Arbeitsgruppe Konfliktlandschaften der Universität Osnabrück an.
Gemeinsam mit Studierenden aus Deutschland und Griechenland untersucht eine Arbeitsgruppe der Universität Osnabrück den Ort geoarchäologisch nach Massengräbern und Spuren der Zwangsarbeit und entwickelt ein 3-D-Modell, das den Tatort sichtbar macht. Dank des partizipativen Ansatzes fließen die Ergebnisse von Zeitzeug:innenbegegnungen und Workshops mit Nachkommen der Überlebenden in das Projekt ein.
Parallel entsteht eine multiperspektivische Wanderausstellung in Deutschland und Griechenland, die 2024 eröffnen und so zu einer gemeinsamen Auseinandersetzung mit dieser Geschichte in beiden Ländern beitragen wird. Ende März begannen in Griechenland die Feldforschungen: Eine Gruppe von Wissenschaftler:innen und Studierenden suchte im Umfeld des Bahnhofs Karya nach Spuren der Zwangsarbeit und dokumentierte den Tatort. |
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Lesetipp: Der Projektblog berichtet direkt aus Griechenland  |
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Interaktion, Austausch, Reflexion – so könnte man das Fachgespräch „Alles »Versöhnungstheater«? Künstlerische Zugänge in der bildenden Erinnerungsarbeit“ zusammenfassen, für das am 17. März im Rahmen der Reihe „Education in Motion“ Projektträger:innen und -teilnehmende im Leipziger Theater der Jungen Welt zusammenkamen. Vor dem Hintergrund seiner aktuellen Streitschrift, in der Autor Max Czollek die deutsche Erinnerungskultur in die Kritik nimmt, diskutierten Vertreter:innen aus den Theaterprojekten der Bildungsagenda, wie künstlerische Zugänge zu einem aufrichtigen, lebendigen und kritischen Erinnern beigetragen können. Unser Foto des Monats zeigt Mobin Soltani (17 Jahre), Martina Droste (Schauspiel Frankfurt), Luis da Silva (17 Jahre) und Winnie Karnofka (TDJW) im Gespräch. Die beiden Jugendlichen waren Teil des Ensembles für das Theaterstück „Unter uns. Unsichtbar?“, das im Rahmen des Projekts „Fragile Verbindungen“ am Jungen Schauspiel Frankfurt entstanden ist. |
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MDR |
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Orte der Euthanasie in Weimar |
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Das MDR Thüringen Journal berichtet in einem Beitrag über das Forschungsprojekt „Beredtes Schweigen“ der Friedrich-Schiller-Universität Jena, das einen vergessenen Ort wieder in unserem Bewusstsein verorten will: „Im Zweiten Weltkrieg wurden im einstigen städtischen Krankenhaus Menschen zwangssterilisiert. Dass daran kaum etwas erinnert, wollen Forschende der Uni Jena jetzt ändern. Für sie sind das vergessene Täterorte, an denen die Nazis einst Verbrechen an Menschen begangen haben.“ |
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TAZ |
Unter aller Augen |
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Der Ergebnisse des Projekts #LastSeen der Arolsen Archives stehen im Zentrum eines Artikels der taz. Der virtuelle Bildatlas, der Bilder der Deportationen aus dem Deutschen Reich zwischen 1938 und 1945 zusammenführt und zugänglich macht, zeige laut Autor Klaus Hillenbrand „keine Sensationen“: „Es sind Beweisaufnahmen. Und es handelt sich um die letzten Abbildungen von Menschen, bevor sie in den Tod gehen mussten. Sie bringen ein Geschehen näher, dem in Anbetracht des Aussterbens der letzten Zeitzeugen das langsame Vergessen droht – oder die böswillige Uminterpretation mithilfe von Fälschungen.“ |
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Artikel lesen  |
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RTL |
Kinder aus verbotenen Beziehungen |
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Im Interview mit RTL Nord berichten Katharina Sämann, Tochter einer Deutschen und eines sowjetischen Kriegsgefangenen aus dem Stalag X B Sandbostel, und Projektmitarbeiterin Lucy Debus über „trotzdem da!“ der Gedenkstätte Sandbostel: „Geschichten von Kindern wie Katharina Sämann, die trotz nationalsozialistischer Verbote auf die Welt gekommen sind, werden in der Gedenkstätte Sandbostel nun wissenschaftlich aufgearbeitet.“ |
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Zum Interview  |
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Johanna Sokoließ, Fachreferentin und Leiterin des Projekts „Informiert, couragiert, engagiert! Eine gemeinsame Initiative gegen Antisemitismus“ |
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Frau Sokoließ, das Projekt „Informiert, couragiert, engagiert!“ tritt dem gesamtgesellschaftlichen Problem Antisemitismus entgegen und setzt dort an, wo sich tagtäglich zigtausende Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen begegnen: am Arbeitsplatz. In welchem Format ist das Bildungsangebot konzipiert?
Die Weiterbildung „Informiert, couragiert, engagiert“ ist als Blended Learning Format konzipiert. Das heißt: Workshops und digitale Selbstlernphasen wechseln sich ab. Das hat zum einen den Vorteil, dass die Lernenden sich in den Selbstlernphasen ihre Zeit flexibel einteilen und aus einer Auswahl an multimedialen Lernangeboten auswählen können. Die Materialien stehen den Teilnehmenden auf einer nutzer:innenfreundlichen Lernplattform, der EVZ Academy, zur Verfügung. Das Schöne ist, dass so sowohl asynchrones als auch interessengeleitetes Lernen möglich sind.
Zum anderen können die in den Selbstlernphasen erarbeiteten Inhalte in Workshops, die sowohl digital als auch in Präsenz stattfinden, vertieft, in praktischen Methoden angewandt und gemeinsam diskutiert werden. Somit wird auch der so wichtige Austausch untereinander und die gemeinsame Reflexion über die Situation am eigenen Arbeitsplatz gewährleistet. Durch den Ansatz können die Vorteile von digitalen Lernangeboten und Workshops kombiniert werden. |
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5. MAI, AMSTERDAM |
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Gespräch: Yesterday's crimes, today's freedom? |
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Wie erinnern sich die jüngeren Generationen in den Niederlanden und in Deutschland an die Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands während des Zweiten Weltkriegs? Wie kann die Gesellschaft sicherstellen, dass die Erinnerung an die Gräueltaten wachgehalten wird, wenn Zeitzeug:innen nicht mehr da sind? Diese und weitere Fragen werden in einer Gesprächsrunde im Goethe-Institut Niederlande zwischen jungen Menschen aus den Niederlanden und Expert:innen, unter anderem auch Ralf Possekel von der Stiftung EVZ, diskutiert. |
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13., 16. & 17. MAI, MANNHEIM |
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„Für alle Ewigkeit“: Weitere Vorstellungstermine |
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Im vergangenen Mai feierte das Jugendtheaterstück „Für alle Ewigkeit“ am Jungen Nationaltheater Mannheim Premiere. Das Projekt erforscht, wie Geschichte entsteht, wer sie erzählt, wie sie politisch eingesetzt wird und was sie mit der Gegenwart zu tun hat. Im Mai folgen nun drei weitere Vorstellungen. |
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14.-16. MAI, BERLIN |
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Konferenz zum Projekt „Wer ist Walter?“ |
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Das Projekt „Wer ist Walter?“ der Crossborder Factory befasst sich mit den wenig bekannten Geschichten des Widerstands gegen NS und NS-Besatzung in Europa – in Berlin findet nun die erste Konferenz statt. Geplant sind u.a. vier Podiumsdiskussionen zur Geschichte des Widerstands während des Zweiten Weltkriegs, vorrangig in Bezug auf Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Frankreich und Deutschland, sowie ein Besuch der Gedenkstätte Deutscher Widerstand. |
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Informationen & Anmeldung  |
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12.-13. SEPTEMBER, BERLIN |
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Save the Date: Vernetzungs- und Inputtreffen |
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Auch dieses Jahr findet wieder das Vernetzungs- und Inputtreffen aller aktuell geförderten Projekte der Bildungsagenda NS-Unrecht statt. In Berlin haben die Projektträger:innen fernab von Zoom & Co die Gelegenheit, sich clusterübergreifend kennenzulernen und zu ihren Projekten auszutauschen. |
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Mehr zum Vernetzungstreffen  |
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Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft Friedrichstraße 200 10117 Berlin, Germany T +49 (30) 25 92 97-0 F +49 (30) 25 92 97-11 Website |
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Verantwortlich i. s. d. P.: Dr. Andrea Despot
Redaktion: Hanna Komornitzyk, Katrin Kowark, Sophie Ziegler
Bildnachweise: Dirk Lukaßen, Yasmin Veljiu, Z. L. Grzywaczewski, Tanja Vaitulevich, Alina Simmelbauer, Amélie Losier |
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