„Das Europäische Parlament erklärte 2015 den 2. August zum Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma. Sieben Jahrzehnte nach dem Völkermord und nach jahrelangen Kämpfen unserer Selbstorganisationen für die politische Anerkennung der rassistischen Verfolgung. Damit erinnert dieser offizielle Tag nicht allein an die schmerzhaften Verluste durch den Genozid, sondern steht auch für eine offizielle Anerkennung der Überlebenden, deren Geschichte Jahrzehnte lang geleugnet wurde.“ Isidora Randjelović, RomaniPhen e.V.
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Liebe Leser:innen, |
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am 2. August gedenken wir der Sinti:ze und Rom:nja, die durch das nationalsozialistische Terrorregime verfolgt und ermordet wurden – ein wichtiges Erinnerungszeichen, welches das Europäische Parlament erst 2015 setzte. Welche Bedeutung dieser Tag für Nachkommen und Communitys hat, zeigt nicht nur das Zitat von Isidora Randjelović, die im Rahmen der Bildungsagenda NS-Unrecht das Projekt „Erinnerung an Samudaripen im musikalischen Erbe der Rom:nja“ der Selbstorganisation RomaniPhen e.V. leitet. Das Projekt zeichnet anhand von drei Rom:nja-Liedern aus Lagern in den besetzten Gebieten Lebenswelten und Entstehungskontexte nach und interpretiert diese Musik mit jungen Menschen neu.
Auch das Archivprojekt „Das vergessene Gedächtnis“ des Heidelberger Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma macht Leerstellen unserer Erinnerungskultur sichtbar: Der lange verdrängte und geleugnete Völkermord an Sinti:ze und Rom:nja, ihre Verfolgungsgeschichte und kulturelle Identität werden zum ersten Mal zentral in einer Sammlung dokumentiert – anhand von 1.000 Exponaten wie Fotos, Dokumenten und persönlichen Objekten. Beide Projekte der Bildungsagenda NS-Unrecht machen deutlich, welche besondere Rolle Selbstorganisationen in diesem Kontext zukommt: Ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass bisher auch kaum erzählte Geschichten einen sicheren Platz in unserer Erinnerungskultur erhalten.
In diesem Sinne: Bleiben Sie in Kontakt, mit unseren Projektpartnern und uns, informieren und engagieren Sie sich mit uns.
Dr. Andrea Despot Vorstandsvorsitzende |
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STIFTUNG EVZ |
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Erster Workshop bei Mercedes-Benz in Bremen |
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Endlich war es so weit: Mitte Mai startete der Pilotdurchlauf für das Blended Learning-Angebot „Informiert, couragiert, engagiert!“ bei Mercedes-Benz in Bremen. Eine Gruppe von zwölf Auszubildenden der Berufsgruppe Mechatronik beschäftigte sich im Rahmen des EVZ-Projekts vier Wochen lang mit dem Thema Antisemitismus. Was bedeutet dieser Begriff überhaupt? Woran erkennt man antisemitische Aussagen und Bilder? Und was kann jede:r Einzelne gegen Antisemitismus tun? In digitalen Selbstlernphasen auf der Lernplattform der EVZ Academy sowie in vier Workshops erarbeiteten die Teilnehmenden Ideen für eigenes Engagement. Beim ersten Treffen ging es um (eigene) Diskriminierungserfahrungen und unterschiedliche Erscheinungsformen von Antisemitismus in der Gesellschaft. |
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STIFTUNG DIGITALE SPIELEKULTUR |
Let’s Remember! Erinnerungskultur mit Games vor Ort |
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Ihr arbeitet in einer Institution, die Lust hat, innovative Formate zu entwickeln und mit Games zu arbeiten? Im Dialog mit Gedenkstätten und Museen erprobt die Stiftung Digitale Spielekultur ortsgebundene Formate zur Etablierung einer durch Games getragenen Erinnerungskultur zum NS-Unrecht. Dafür sucht sie zurzeit noch Partner:innen! |
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BIDIGI E.V. |
Lernen, hören, erfahren: Zwei App-Formate gehen online! |
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Wie wird Geschichte einerseits erfahrbar und andererseits möglichst niedrigschwellig erzählt? Wie erfuhren frauenliebende Frauen die Verfolgung durch den NS-Staat und wie erinnert man heute an die namenlosen Opfer? Der Verein Bidigi begegnet diesen Fragen mit zwei Formaten, die Wissen über NS-Unrecht und Erinnerungskultur digital zugänglich machen: Während die interaktive Lern-App „Disco – Lernen für Alle“ Widerstandsformen und Emanzipationsprozesse marginalisierter Gruppen für junge Menschen beleuchtet, führt die Sound-App #insideHISTORY User:innen auf Hör-Spaziergänge durch Berlin, Köln, München und Leipzig. Beide Apps sind für Android und Apple in den jeweiligen Stores verfügbar. |
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Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel |
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Projektwoche in der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel |
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Das Forschungsprojekt „Ewige Zuchthäusler?!“ der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel bringt Studierende aus Deutschland und Belgien zusammen: Gemeinsam beschäftigen sie sich mit Entschädigungen für NS-Justizverurteilte. Im Rahmen einer Projektwoche widmeten sie sich vor Ort Entschädigungsakten von deutschen Strafgefangenen und Angehörigen belgischer Widerstandskämpfer:innen, die im Strafgefängnis Wolfenbüttel während der NS-Zeit hingerichtet wurden. Der internationale und interdisziplinäre Austausch eröffnete neue Perspektiven und Einblicke: Der biografische Zugang vermittelt die unterschiedliche gesellschaftliche Wahrnehmung von NS-Justizopfern und die Rolle von Entschädigungen nach 1945 in den beiden Ländern auf eindrucksvolle Weise. |
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SCHAUBÜHNE BERLIN |
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Rückblick zur Fachtagung „Erinnerungsarbeit in der Jugendbildung“ |
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Wie gelingt antisemitismussensible Jugendbildung im Schulalltag, welcher oft von knappen (Zeit-)Ressourcen geprägt ist? Welche Unterstützung brauchen Lehrpersonen, um sich mit Antisemitismus, Rassismus oder Queerfeindlickeit beschäftigen zu können? Und warum spielt Medienkompetenz dabei eine entscheidende Rolle? Diesen und weiteren Fragen widmeten sich Schul- und Fachpädagog:innen Ende Juni während eines Fachtags in der Schaubühne, der als Teil des Jugend-Theaterprojekts „stolpern“ im Rahmen der Bildungsagenda NS-Unrecht gefördert wurde.
Zum Veranstaltungsauftakt teilten Lehrpersonen im „World Café“ ihre Erfahrungen mit Diskriminierungen im Klassenzimmer und auf dem Schulhof. Im Anschluss haben sie gemeinsam Lern- und Handlungsfelder identifiziert. In zwei parallel stattfindenden Workshops ging es dann an die themenspezifische Arbeit: Unter dem Titel „Hass im Klassenchat“ erarbeiteten Teilnehmende mit Charlotte Lohmann und Eva Schwarz aus dem Projekt „FIREWALL“ der Amadeu Antonio Stiftung Handlungsoptionen gegen digitale Formen des Hasses. Konkret stellten sie sich die Frage: Welche Risiken gehen von Klassenchats auf Messenger-Diensten wie WhatsApp aus? Im Workshop des Jüdischen Museums Berlin galt es, auf konkrete und potenziell antisemitische Szenarien im Klassenzimmer zu reagieren. Welche Handlung erfordert ein bestimmter Fall – eine kurze Einordnung, eine Diskussion oder vielleicht umfangreichere Unterrichtsmaßnahmen?
Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine Paneldiskussion mit Dr. Verena Haug (Anne Frank Zentrum Berlin), Fernando da Ponte (Hermann Hesse Gymnasium Kreuzberg) und Leonore Martin (Stiftung EVZ). Moderiert von Mai-An Nguyen, Leitung der Theaterpädagogik an der Schaubühne, konnten Teilnehmende den Fachtag reflektieren, Ergebnisse diskutieren und Fragen an das Panel stellen. Fazit: Eine impulsgebende Veranstaltung, die alle Teilnehmer:innen – und weit darüber hinaus – zur Vernetzung und zum regen Austausch nutzten. |
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Ein eindrückliches Zusammentreffen: Mitte Mai fand in Berlin die erste Konferenz für das transnationale Projekt „Wer ist Walter?“ statt. Teilnehmende aus Bosnien und Herzegowina, Frankreich, Kroatien und Deutschland kamen drei Tage lang für Panel-Diskussionen, neue Publikationen und einen gemeinsamen Besuch der Gedenkstätte Deutscher Widerstand zusammen. Auftakt und Abschluss der Konferenz bildeten zwei auch für die Öffentlichkeit zugängliche Events – eine Vorlesung sowie ein Screening des jugoslawischen Films „Walter Defends Sarajevo“ am 14. Mai und ein abschließender Round Table am 16. Mai zu der zentralen Frage des Projekts: Wer interessiert sich heute eigentlich für den Widerstand? |
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ARD-EUROPAMAGAZIN |
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Griechenland: Ungesühntes deutsches Kriegsverbrechen |
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Das Europamagazin der ARD berichtet über ein Forschungsteam der Universität Osnabrück, das in der griechischen Stadt Karya das Schicksal ehemaliger jüdischer Zwangsarbeiter:innen erforscht. Im Rahmen des Projekts „Tödliche Zwangsarbeit in Karya. Deutsche Besatzung und der Holocaust in Griechenland“ des Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit wird über den mehrheitlich noch unbekannten Ort informiert – auch in 3-D. Im Beitrag kommt auch Solon Karasso, der Sohn eines ehemaligen Zwangsarbeiters, zu Wort. |
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THEATER DER ZEIT |
Dem Vergangenen nahekommen |
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Im Gespräch für die Zeitschrift Theater der Zeit unterhalten sich Mai-An Nguyen und Martín Valdés-Stauber über ihre Inszenierungen „stolpern“ von der Schaubühne Berlin und dem Piccolo Theater Cottbus und „Time Busters“ der Münchner Kammerspiele. Anhand ihrer persönlichen Zugänge zum Theater fragen sie ganz am Puls der Zeit: „Eignet sich das Theater als Medium der Erinnerung?“ oder „Wie verändert sich unsere Erinnerungskultur, wenn wir die radikale Vielfalt unserer Gesellschaft anerkennen?“ |
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VISUAL HISTORY |
Fotografische Überlieferung von Deportationen aus dem Reichsgebiet |
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In einem Blog-Beitrag für Visual History – ein Online-Nachschlagewerk für die historische Bildforschung – besprechen Svea Hammerle und Sandra Starke den digitalen Bildatlas, der im Rahmen des Projekts #LastSeen entstanden ist. Dieser sei „ein attraktives Tool für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit“, der „einen großen Fundus an neuem, aber auch bekanntem Bildmaterial“ an einem Ort vereine. |
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DIE WELT |
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„Das war ein Tabu, das durfte niemand wissen“ |
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Entlang der Perspektive von Gerd A. Meyer, Sohn des im Lager Sandbostel inhaftierten sowjetischen Kriegsgefangenen Anatolij Michailowitsch Pokrowskij, widmet sich Dieter Sell dem Projekt „trotzdem da!“. Das Ausstellungsprojekt der Gedenkstätte Sandbostel arbeitet die Geschichten jener Kinder auf, die aus verbotenen Beziehungen zwischen Deutschen und sogenannten „fremdvölkischen Arbeitskräften“ stammten: „Besonders in polnischen und sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern sah die Rassenideologie des Hitler-Regimes ‚minderwertige' Menschen, denen elementare Rechte verweigert wurden. Doch trotz rigider Strafmaßnahmen existierte der verbotene Umgang, genaue Zahlen gibt es nicht.“ |
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Prof. Dr. Benjamin Lahusen, Leiter des Projekts „Recht ohne Recht“ an der Europa-Universität Viadrina |
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Herr Lahusen, warum ist die Restitution von Kunst im Allgemeinen, speziell aber im Fall von NS-Raubgut, so schwierig?
Einem Kunstwerk sieht man nicht an, wem es einmal gehört hat, wie es in den Handel kam, zu welchem Preis und mit welchen Motiven es Besitzer:innen gewechselt hat. All das stellt die Provenienzforschung vor große Schwierigkeiten. Auch nach jahrelangen Untersuchungen bleiben oft Unsicherheiten. Dieser Offenheit stehen in der Regel bedeutende ideelle und nicht selten materielle Werte gegenüber. Es wäre daher wichtig, das vorhandene Wissen über Restitutionsfälle zu bündeln und zu systematisieren. Genau das passiert aber nicht, wohl auch deshalb, weil die betroffenen Institutionen fürchten, eine Restitution könnte zum Präzedenzfall werden und Begehrlichkeiten wecken. |
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18. AUGUST-15. SEPTEMBER, ISRAEL & DEUTSCHLAND |
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Post-Holocaust Remedies: Summer School 2023 |
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Welche Lehren lassen sich nach den Schrecken des Holocaust aus den bisherigen entschädigungsrechtlichen Maßnahmen ziehen? Im Rahmen des Projekts „Post-Holocaust Remedies“ wird eine Summer School stattfinden: 25 Studierende aus Kolumbien, Israel und Deutschland sind eingeladen, sich jeweils zwei Wochen lang an der Reichman-Universität in Herzliya in Israel und an der Justus-Liebig-Universität Gießen mit der juristischen Aufarbeitung von NS-Verbrechen auseinanderzusetzen. |
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29. AUGUST-17. SEPTEMBER, LAND BRANDENBURG |
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Mobile Ausstellung auf Tour: „In Echt?“ |
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Das Projekt „In Echt? – Virtuelle Begegnung mit NS-Zeitzeug:innen“ reflektiert Potenziale aber auch mögliche Grenzen virtueller Realität im Kontext der wenigen verbleibenden Zeitzeug:innen. Im Spätsommer und Herbst macht die mobile Ausstellung nun Halt an vier Standorten in Brandenburg: Potsdam, Wittstock/Dosse, Kyritz und Pritzwalk. |
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4.-7. SEPTEMBER, POTSDAM |
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Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf: Summer School |
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Wie erzählen wir Geschichte? Wie prägen audiovisuelle Medien die Erinnerung an den Holocaust? Die Summer School der Filmuniversität Babelsberg zeigt, wie Film und immersive Medien als digitaler Zugang zur Vergangenheit funktionieren. Eine Anmeldung ist noch bis zum 21. Juli 2023 möglich. |
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Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft Friedrichstraße 200 10117 Berlin, Germany T +49 (30) 25 92 97-0 F +49 (30) 25 92 97-11 Website |
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Verantwortlich i. s. d. P.: Dr. Andrea Despot
Redaktion: Charlotte Detig, Hanna Komornitzyk, Katrin Kowark, Sophie Ziegler
Bildnachweise: Stiftung EVZ, Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel, Stiftung EVZ, Amélie Losier, Christian Vagt |
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