Liebe Leser:innen, |
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mit jedem neuen Jahr entfernen wir uns zeitlich weiter von den Gräueltaten der Nationalsozialisten, das Erinnern an Vergangenes wird von Aktuellem überlagert und das Gedenken steht vor neuen Herausforderungen: Am 27. Januar erinnern wir uns an die Opfer des Nationalsozialismus. An diesem Tag vor 79 Jahren befreiten sowjetische Streitkräfte das Vernichtungslager Auschwitz. Allein hier wurden zwischen März 1942 und November 1944 mehr als eine Millionen Menschen ermordet.
Mit den Projekten der Bildungsagenda haben unsere Projektträger und wir im vergangenen Jahr nicht nur gezeigt, wie diese Erinnerung auf vielfältige Weise wach und lebendig bleiben kann. Auch gehen die Geschichten, die sie erzählen, über Zahlen und Jahresdaten weit hinaus. Sie geben Betroffenen eine Stimme, beleuchten bisher wenig beachtete Perspektiven oder Orte und verankern das Gedenken zeitgemäß in der Gegenwart.
Das Projekt „Informiert, couragiert, engagiert!“ widmet sich dem Arbeitsplatz. Dr. Josef Schuster – Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und Schirmherr des Projekts – weist mit Nachdruck darauf hin, dass wir Antisemitismus nur dann erfolgreich erkennen und bekämpfen können, wenn wir „auch außerhalb klassischer Bildungseinrichtungen auf einen sensiblen Blick für Antisemitismus hin[…]wirken.“
Mit Blick auf die Washingtoner Erklärung vom 3. Dezember 1998 gehen die Projekte „Have You Seen This Book?” und „Recht ohne Recht“ auf Spurensuche von NS-Raubgut: Im Rahmen einer Ausstellung, in der Bücherdetektiv:innen analog wie digital nach verschwundenen Büchern suchen und in einem Forschungsprojekt, das rechtliche Grundlagen für die Rückerstattung von geraubter Kunst schafft.
Halten Sie die Erinnerung an begangenes Unrecht und die Lehren daraus weiterhin lebendig, bleiben Sie in Kontakt und engagieren Sie sich mit uns.
Dr. Andrea Despot Vorstandsvorsitzende |
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LEO BAECK INSTITUTE JERUSALEM UND LONDON |
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Bücherdetektiv:in werden: Library of Lost Books |
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Das Projekt lädt ein, bei der Suche nach den Schätzen einer renommierten Bibliothek mitzuhelfen, die von den Nazis aufgelöst wurde. Die verlorenen Bücher gehörten der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums Berlin – einer der bedeutendsten jüdischen Bibliotheken der Welt vor dem Zweiten Weltkrieg. Zehntausende Bände zur jüdischen Geschichte und Kultur wurden während des Holocaust geplündert und dann über die ganze Welt verstreut. |
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Jetzt auf die Suche begeben |
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TEATRO JOVEN UND SCHAUBÜHNE AM LEHNINER PLATZ |
Resistance & Collaboration: Ein europäisches Theaterprojekt |
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Wie bestimmten Widerstand und Kollaboration die Ausprägungen des NS-Unrechts an verschiedenen Orten Europas? Dieser Fragestellung widmet sich ein europäischer Theaterverbund bestehend aus dem Teatro Joven in Madrid, dem Nationaltheater Nordgriechenland in Thessaloniki und der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin. Ende Januar haben die Projekte in Spanien und Deutschland Premiere: In Berlin inszeniert der ukrainische Regisseur Stas Zhyrkov mit einem deutsch-ukrainischen Ensemble das Stück „Postkarten aus dem Osten“. In Madrid steht die Premiere von „Proyecto ’36 ’39. Lagunas y niebla“ bevor – junge Schauspieler:innen erforschen Erinnerung(en) an den Spanischen Bürgerkrieg. |
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STIFTUNG DIGITALE SPIELEKULTUR |
Games-Workshop: Spielerische Ansätze in der Gedenkstättenarbeit |
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Das erste Projektjahr von „Let's Remember! Erinnerungskultur mit Games vor Ort“ neigt sich dem Ende zu und die Stiftung Digitale Spielekultur blickt mit einer Videodokumentation auf zahlreiche Workshops und Veranstaltungen zurück: Vor Ort in die Welt der Games eintauchen – dies erwartete die Teilnehmenden des Ravensbrücker Kolloquiums Anfang Dezember. Beim interaktiven Workshop diskutierten pädagogische Fachkräfte darüber, welches Potenzial Games für die Erinnerungsarbeit an Gedenkstätten haben. Bei den „Game Exhibition Jams“ entwickelten sie Konzeptideen zur Einbindung von digitalen und spielerischen Elementen – zum Beispiel in die Ausstellungen der Gedenkstätte Ravensbrück. |
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Videodoku anschauen |
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INFORMIERT, COURAGIERT, ENGAGIERT! |
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Schirmherr Dr. Josef Schuster fordert „einen sensiblen Blick für Antisemitismus“ |
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Das Projekt „Informiert, couragiert, engagiert!“ initiiert einen Lernort gegen Antisemitismus dort, wo täglich viele unterschiedliche Menschen zusammenkommen: am Arbeitsplatz. Schirmherr für die Initiative der Stiftung EVZ ist Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden. Mit Blick auf das Projekt erklärt Schuster: „Häufig fehlt es gerade in der Arbeitswelt an einer notwendigen Sensibilität im Umgang mit Antisemitismus. Daher ist es wichtig, auch außerhalb klassischer Bildungseinrichtungen auf einen sensiblen Blick für Antisemitismus hinzuwirken. Nur so kann erfolgreich Antisemitismus erkannt und angemessen reagiert werden. Die Förderung einer antisemitismuskritischen Unternehmenskultur ist daher ein Anliegen, das ich gerne unterstütze.“ |
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Mehr zum Projekt erfahren & mitmachen |
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LEO BAECK INSTITUTE & EUROPA-UNIVERSITÄT VIADRINA |
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Auf den Spuren geraubter Kunst |
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Haben Sie sich schon einmal gefragt, woher die Bücher in den Regalen Ihrer Großeltern stammten? Literatur und Kunstwerken sieht man nicht an, wem sie einst gehörten und aus welchen Gründen sie ihren Besitz gewechselt haben. Geschätzt 600.000 Kunstwerke wurden zwischen 1933 und 1945 aus jüdischem Eigentum von den Nationalsozialisten gestohlen oder im erzwungenen Verkauf erworben. Ein großer Teil gilt noch heute als verschollen.
Vor 25 Jahren, am 3. Dezember 1998, wurde die Washingtoner Erklärung verabschiedet. 44 Staaten verpflichteten sich, während der NS-Zeit beschlagnahmte Kunstwerke zu identifizieren, deren Besitzer:innen oder Erb:innen ausfindig zu machen und eine „gerechte und faire Lösung“ zu finden.
Zwei Projekte der Bildungsagenda NS-Unrecht beschäftigen sich aus ganz unterschiedlichen Perspektiven mit NS-Raubkunst und ihrer Rückgabe. In den vergangenen 25 Jahren hat Deutschland zehntausende geraubte Kulturgüter zurückgegeben. Doch es gibt noch viel zu tun: Das Projekt „Recht ohne Recht“ der Europa-Universität Viadrina evaluiert die gegenwärtige Restitutionspraxis. Die Ergebnisse dieser Forschung werden nicht nur publizistisch aufbereitet, sondern auch in die reguläre universitäre Ausbildung eingebunden, um eine nachhaltige Sensibilisierung der Akteur:innen im Feld sicherzustellen.
Für das Projekt „Library of Lost Books” der Leo Baeck Institute Jerusalem und London können Besuchende selbst aktiv werden und auf die Suche nach gestohlenen Büchern einer jüdischen Bibliothek gehen: Als Bücherdetektiv:in durchstöbern sie unter anderem Dachböden, Antiquariate und Flohmärkte auf der Suche nach geraubten Kulturgütern. |
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Projekte der Bildungsagenda NS-Unrecht kennenlernen |
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Wie können wir Antisemitismus in der eigenen Nachbarschaft entgegentreten? Bei einem Brandanschlag wurde Anfang November ein Schaukasten zum jüdischen Leben in Berlin-Moabit zerstört. Die dort gezeigte Ausstellung nahm besonders das Moabiter Krankenhaus und seine jüdischen Angestellten in den Fokus. „Eine kurze Zeit stand der zerstörte Inhalt des Schaukastens als Mahnmal für diese schändliche Tat. Mit einem großflächigen Plakat ‚Gegen jeden Antisemitismus‘ und einer Erklärung zu dem Anschlag dokumentierten wir unsere Position. Danach wurde die Ausstellung mit neu gedruckten Tafeln in dem Schaukasten wieder aufgebaut, der nach wie vor von dem Brandanschlag gezeichnet ist.“ – erzählt Thomas Schöndorfer vom Verein „Sie waren Nachbarn“. Im Interview für die Rubrik „Kein Platz für Hass“ spricht er über die Arbeit des Vereins und ihren Kampf gegen Antisemitismus.
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Mittels Musik erinnern: Am 13. Dezember 2023 machte die musikalische Lesung zum Projekt „Ich wand’re durch Theresienstadt“ Halt in der Urania Berlin. Unter Leitung von Roman Knižka interpretiert das Ensemble OPUS 45 Texte und Musikstücke, die Künstler:innen während ihrer Zeit im Lager Theresienstadt schufen. Das Projekt erinnert an das unfassbare Leid, die Hoffnungen und die künstlerische Selbstbehauptung der in Theresienstadt inhaftierten Jüdinnen und Juden, besonders mit Blick auf die Schicksale damals junger Menschen. |
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NDR |
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Projekt widmet sich Nachfahren von Kriegsgefangenen |
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Die Sendung „Hallo Niedersachsen“ berichtet über das Projekt trotzdem da!, mit dem sich die Gedenkstätte Sandbostel den wenig erforschten Lebensgeschichten von Kindern aus verbotenen Beziehungen zwischen Kriegsgefangenen oder Zwangsarbeiter:innen und Deutschen widmet. Im Beitrag erzählen zwei dieser Kinder, Gerd Meyer und Gerd Rath, von ihrer Suche nach Antworten: „Ich wusste knapp den Vornamen und habe dann noch seine Schwester gefunden, habe dann zum ersten Mal ein Bild von meinem Vater gefunden, habe die Familie gefunden und bin mit unheimlich offenen Armen, nicht nur von dieser Familie, sondern auch vielen, vielen anderen dort aufgenommen worden“, so Gerd Meyer, der durch das Projekt und auf einer Reise nach Russland Antworten fand. |
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Sendung anschauen |
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RBB KULTUR |
„Library of Lost Books“ in der Staatsbibliothek zu Berlin |
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In einem Kultur-Beitrag berichtet der rbb über die jüngst eröffnete Ausstellung „Library of Lost Books“ in der Staatsbibliothek zu Berlin: „Von Bordeaux über Riga, Wilna und Odessa raubten die Nazis alles, was ihnen irgendwie wertvoll erschien aus Museen und privaten Sammlungen. Nicht nur Kunstschätze wurden zur Bereicherung gestohlen, ebenso auch Bücher im großen Maßstab. Wie bringt man dieses Wissen und die modernen Fragen der Provenienzforschung und Restitution an eine jüngere Generation?“ |
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DIE DEUTSCHE BÜHNE |
„Chemie gibt Brot - Wohlstand - Schönheit" |
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Für das Theatermagazin „Die deutsche Bühne“ bespricht Manfred Jahnke die Premiere des Theaterstücks „Chemie gibt Brot, Wohlstand und Schönheit“ mit sensiblem Blick für Details: „Auf der Erzählebene spielen Cho und Reich mit den Mitteln des Objekttheaters. Darüber schiebt sich eine Dokuebene mit viel Bildmaterial und dann gibt es noch die Musikebene, die sich immer wieder in die Erzählebene einzumischen versucht. So bleibt es bei einem Nebeneinander, das seine Rechtfertigung im Eventcharakter des Ortes findet.“ |
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Kritik lesen |
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DIE ZEIT |
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Die Kunst und das Unrecht |
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Für DIE ZEIT schreibt Tobias Timm über die zögerliche Rückgabe von Nazi-Raubkunst und klagt diese Zögerlichkeit an. So sei ein Problem, dass die Washingtoner Erklärung, die gerade Jubiläum feierte, nicht rechtlich bindend ist: „Private Sammler müssen Naziraubkunst in Deutschland wegen der hier geltenden Verjährungsfristen nicht herausgeben. Selbst dann nicht, wenn ihre Eltern oder Großeltern beim Kunstkauf bewusst die Not jüdischer Menschen ausgenutzt haben.“ Aber auch einige öffentliche Museen würden nicht kooperieren. |
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Zum Artikel |
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Prof. Dr. Ulrike Lembke, Projektleitung im Verbund „Antisemitismus als justizielle Herausforderung“ (ASJust), freie Rechtswissenschaftlerin, Richterin am Verfassungsgerichtshof des Landes Berlin und Podiumsteilnehmerin der zweiten Ausgabe von Education in Motion
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Polizei und Justiz spielen nicht nur beim Schutz jüdischen Lebens eine entscheidende Rolle, sondern auch bei der Verfolgung und Aufklärung von antisemitisch motivierten Straftaten. Werden die Strafverfolgungsbehörden ihrer Aufgabe gerecht?
Es gibt extreme Unterschiede. Am einen Ende stehen Staatsanwaltschaften wie die in Braunschweig, die erst nach Weisung im dritten Anlauf ermittelt. Am anderen Ende gibt es Staatsanwaltschaften wie in Berlin, mit einer spezialisierten Abteilung, Leitfäden, Weiterbildungen, institutionalisiertem Austausch mit Betroffenen, beharrlicher Verfolgung des Missbrauchs des Gelben Sterns, jährlicher Tagung zu Antisemitismus usw. Und dazwischen ist ein weites Feld. Strafgerichte sehen sich nochmal ganz anderen Herausforderungen gegenüber.
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9. FEBRUAR, BERLIN
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Premiere an der Komischen Oper: „over and over vorbei nicht vorbei“
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Anfang Februar feiert das Musiktheaterprojekt „over and over vorbei nicht vorbei“ Premiere an der Komischen Oper in Berlin und geht Fragen der Erinnerung nach: Woran erinnern wir uns? Wer und was formt unsere Erinnerung? Wie können sich Menschen an Geschehnisse erinnern, an denen sie nicht beteiligt waren? Und welchen Einfluss hat Erinnerung auf Gegenwart und Zukunft? Historisch-musikalisches Material bildet den Ausgangspunkt für eine Darbietung, die sich zwischen unterschiedlichen musikalischen, sprachlichen und zeitlichen Ebenen bewegt.
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16. FEBRUAR, HAMBURG
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Zwangsarbeit und Widerstand: Offener Jour Fixe am Kampnagel Theater
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Alle zwei Monate lädt das Kampnagel in Hamburg zum offenen Jour Fixe in Hamburg, bei dem Teilnehmende – begleitend zum Projekt „Zwangsarbeit und Widerstand“ – gemeinsam mit Expert:innen der Geländegeschichte des internationalen Produktionshauses und seiner Bühnen auf einem ehemaligen Werksgelände nachgehen. Die Fabrik-Vergangenheit während des Nationalsozialismus ist bisher wenig durchleuchtet. Aus dem Kranhersteller Nagel & Kaemp wurde 1934 die „Kampnagel AG“, von 1939-45 umgenutzt als Rüstungsbetrieb – unter Verpflichtung hunderter von Zwangsarbeiter:innen, die in sechs betriebseigenen Lagern untergebracht waren.
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NEWSLETTER 02/2024 |
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Unsere nächste Ausgabe erscheint Anfang Februar! |
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In der nächsten Ausgabe dreht sich Anfang Februar wieder alles um die Themen und Projekte der Stiftung EVZ. Unter anderem geht es um das neue Förderprogramm „Strukturen schaffen gegen Antisemitismus“, das wir zum ersten Mal einer breiten Medien-Öffentlichkeit vorstellen. Bleiben Sie also gespannt! |
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Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft Friedrichstraße 200 10117 Berlin, Deutschland T +49 (30) 25 92 97-0 F +49 (30) 25 92 97-11 Website |
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Verantwortlich i. s. d. P.: Andrea Despot
Redaktion: Charlotte Detig, Sarah Keller, Hanna Komornitzyk, Katrin Kowark, Sophie Ziegler
Bildnachweise: Leo Baeck Institute Jerusalem & London, Zentralrat der Juden, Leo Baeck Institute Jerusalem & London, Olga Yocheva, Jugend- & Kulturprojekt e.V. |
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