Liebe Leser:innen, |
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wie denken Sie über den Zustand unserer Demokratie? Ist da Zuversicht, Hoffnung, Gleichgültigkeit, Sorge oder gar Angst? Die Enthüllungen des Investigativ-Teams von Correctiv über die geschichtsvergessenen Vertreibungspläne von rechten Identitären und AfD-Funktionären brachten unser Land in Aufruhr. Annähernd zwei Millionen Menschen waren allein in den ersten drei Wochen nach den Enthüllungen auf der Straße, um laut und deutlich gegen rechtsextremistische Einstellungen aufzubegehren. An Arbeitsplätzen und an Abendbrottischen beherrschten die aufgedeckten Vertreibungspläne und die gesellschaftlichen Reaktionen hierauf die Gespräche. Im Team der Stiftung EVZ waren da zuerst Entsetzen, dann Sorge und langsam Zuversicht und der Ansporn, sich verstärkt zu engagieren. Wir nehmen diesen aus den geschichtsbewussten Projekten unserer Bildungsagenda NS-Unrecht, von denen wir Ihnen wieder einige in diesem Newsletter vorstellen. Wie NS-Geschichte und die Fortwirkungen dieser antisemitischen und rassistischen Ideologie auch bei jenen Jugendlichen verfangen, deren Familien erst nach dem zweiten Weltkrieg nach Deutschland kamen, davon erzählt das Interview mit der Kulturproduzentin Anne Kauhanen. Projektleiterin Dr. Constanze Jaiser berichtet über Demokratie-Arbeit im ländlichen Raum. Die Investigativ-Recherche von Correctiv hat noch einen anderen Fakt ins öffentliche Bewusstsein gerückt: Welch zentrale Wirkung Qualitätsjournalismus für Demokratien hat. Wir sind froh, auch dekoder - ebenso wie Correctiv ein gemeinnütziges und aufklärendes Medium - unter unseren Projektträger:innen zu wissen und geben in diesem Newsletter Einblicke in ihre jüngst veröffentlichte Storytelling-Doku zum deutschen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion. Bleiben Sie in Kontakt, informieren und engagieren Sie sich mit uns – und für unsere Demokratie! Dr. Andrea Despot Vorstandsvorsitzende |
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Kooperative Berlin |
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KULTURRETTER:INNEN: Wanderausstellung eröffnet |
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Lernen Sie Kulturretter:innen kennen, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden, Widerstand leisteten und Kultur ins Heute retteten! Die multimediale Ausstellung zeigt Geschichten von Kulturretter:innen aus vier Generationen. Sie versteckten in der NS-Zeit Diamanten und verteilten Flugblätter; ihre Nachfahr:innen retten Musik vor dem Vergessen, verarbeiten Erinnerungen in Geschichten und Comics, verwandeln Emotionen in Kunst, erforschen Familiengeheimnisse und verlegen Stolpersteine. Am 7. März eröffnet die Ausstellung im Leipziger Tapetenwerk und ist bis zum 12. April dort zu sehen, danach in Köln und in Hamburg. |
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KZ-Gedenkstätte Neuengamme / Gedenkstätte Sachsenhausen / Amcha / Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte |
Nachkommen-Projekt „Welche Stimme haben wir?“ |
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Wie beziehen wir die multiperspektivischen Erfahrungen der Nachkommen NS-Verfolgter nachhaltig und partizipativ in die historisch-politische Bildungs- und Gedenkstättenarbeit ein? Ein Kooperationsprojekt der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, der Gedenkstätte Sachsenhausen, AMCHA Deutschland und des Bundesverbandes Information und Beratung für NS-Verfolgte gibt Antworten auf diese erinnerungskulturellen Fragen. Projektziel ist, die generationenübergreifenden Auswirkungen von Verfolgung sichtbar zu machen. Auch zeigt es auf, wie die Auseinandersetzung mit Familienbiografien der Betroffenen in unserer postmigrantischen Gesellschaft gelingen kann. |
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Deutsches Polen-INSTITUT / STIFTUNG „POLNISCH-DEUTSCHE AUSSÖHNUNG“ |
Schicksale aus Polen 1939-1945. Erinnern lokal & digital |
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Datenbank & Internetplattform: Das polnisch-deutsche Kooperationsprojekt veröffentlicht umfassende mehrsprachig verfügbare Informationen zu aus Polen stammenden NS-Opfern. Die Datenbank wird als „virtuelles Denkmal“ und umfangreiche Informationsquelle dazu beitragen, das Wissen über das Schicksal von Millionen polnischen Bürger:innen während des Zweiten Weltkrieges zu bündeln und zu systematisieren. Basierend auf diesen Informationen entwickeln erinnerungskulturelle Initiativen aus ganz Deutschland Bildungsformate, um das Erinnern lokal lebendig zu halten. |
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Fotoprojekt Humans of the Holocaust |
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Wie bringt man junge Menschen dazu, sich mit dem Holocaust auseinander zu setzen? Der israelische Fotograf Erez Kaganovitz versucht es über das Medium Foto. Sein Ziel: Holocaust Education visuell zu gestalten - und zwar so, dass junge Menschen sich damit beschäftigen wollen. Für sein Projekt Humans of the Holocaust fotografiert er Holocaust-Überlebende und teilt deren Bilder und Geschichten in Ausstellungen und auf Instagram. Er versucht, die Fotos so zu inszenieren, dass „sie Menschen vom Weiterscrollen durch den Feed abhalten.“ Deshalb macht Erez Kaganovitz auch keine klassischen Portraits, sondern integriert die Geschichten und Eigenschaften der Überlebenden in das jeweilige Foto. Seine Bilder bewegen und lösen Emotionen aus. |
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DEKODER |
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Der Krieg und seine Opfer: Doku über den deutschen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion 1941–1945 |
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„Man trieb sie wie Schafe sechs Kilometer vor der Stadt in den Birkenhain. Und dort befahlen die Mörder, dass sich jeweils zehn mit dem Gesicht nach unten in die Grube legen sollten. Und sobald sie so dalagen, kamen die Soldaten und erschossen jeden einzeln. Danach wieder zehn. Knapp 400 Menschen wurden dort umgebracht“. So erinnerte sich Perets Goldstejn an die Massenerschießung von Jüdinnen und Juden am 20. Mai 1942 in der Stadt Hoschtsch im Westen der heutigen Ukraine. Er entkam, versteckte sich und begann, das Erlebte in seinem Tagebuch festzuhalten. Seine Motivation: „Ich muss die schreckliche Geschichte niederschreiben, um der Welt zu zeigen, wie falsch sie ist“. Goldstejns Geschichte ist Teil der Online-Dokumentation „Der Krieg und seine Opfer“ über den deutschen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion von 1941 bis 1945. In den zehn Folgen der Doku erzählt dekoder, ein gemeinnütziges Journalismusportal, die Geschichte des Krieges aus der Perspektive seiner Opfer. Zehn Geschichten stehen „stellvertretend“ für fast 27 Millionen Kriegsopfer der Sowjetunion – aus der Ukraine, aus Belarus, Lettland, Litauen, Estland und aus großen Teilen Russlands. Das Projekt will so viele Schicksale wie möglich sichtbar machen: Dafür brauchen sie Unterstützung. Wie Sie oder Ihre Organisation am Projekt mitwirken können, lesen Sie auf der Projektseite. |
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Deutschlandweit zeigen in diesen Wochen hunderttausende Menschen bei Demonstrationen Gesicht gegen Rechtsextremismus: Vor welchen besonderen Herausforderungen stehen zivilgesellschaftliche Initiativen in Ihren Engagement im ländlichen Raum? „Auch in Mecklenburg-Vorpommern haben die jüngsten Ereignisse und Nachrichten viele Menschen aufgerüttelt. An zahlreichen Orten gibt es Demonstrationen und Aktionen. Es scheint, dass die bislang schweigende Mehrheit aufsteht und ein Zeichen setzt. Und das ist gut so! Die Lage würde ich dabei zwischen angespannt und hochmotiviert bezeichnen.“ – erzählt Dr. Constanze Jaiser vom Verein „RAA – Demokratie und Bildung Mecklenburg-Vorpommern“. Der Verein führt in der Bildungsagenda NS-Unrecht das Projekt überLEBENSWEGE durch. Im Interview für die Rubrik „Kein Platz für Hass“ spricht Jaiser über die Arbeit des Vereins und ihren Kampf gegen Rechtsextremismus.
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Filmtipp: Am 29. Februar kommt der Film ‚The Zone of Interest‘ in die Kinos. Kritiker Knut Elstermann hat den Film für uns gesehen und resümiert: „Es ist ein filmischer Meilenstein, ein neuer Schritt der Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Nazis, die niemals enden darf. Er vergegenwärtigt, dass Herr und Frau Jedermann am Werk waren. Das macht den Film so erschreckend und zeitgemäß“. |
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Zum Filmtipp und Interview mit Christian Friedel |
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Deutschlandfunk Kultur |
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Zwangsarbeiter-Kinder – Warum viele Familien so lange schweigen |
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Die Podcast-Folge widmet sich den Kindern von NS-Zwangsarbeiter:innen: Was sind ihre Lebensgeschichten und warum werden diese teilweise bis heute von den Familien tabuisiert? Anton Model schildert ergreifend die langjährige Suche nach seiner Mutter, die von den Nationalsozialisten zur Zwangsarbeit verschleppt worden war und ihn deshalb zur Adoption freigeben musste. Im Jahr 1993 treffen sie sich zum ersten Mal in ihrer Heimat in der Ukraine – Anton ist mittlerweile 50 Jahre alt. Das Projekt „trotzdem da!“ der Gedenkstätte Lager Sandbostel erzählt in einer Ausstellung die Geschichten der Kinder aus „verbotenen Beziehungen“ und gibt den „Unerwünschten“ eine Stimme. |
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OSNABRÜCKER RUNDSCHAU |
Von einem Ort des Jubels zu einem Ort des Unrechts |
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Die Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht präsentieren Zwischenergebnisse ihres Projekts über Zwangsarbeitslager auf Fußball- und Sportplätzen. Ende 2024 wird eine neue Webseite veröffentlicht, die in einer digitalen Karte die bislang erforschten Standorte dieser Lager visualisiert. Das Projekt richtet sich insbesondere an junge, historisch interessierte Fußballfans und regt zur aktiven Mitarbeit an. |
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3SAT KULTURZEIT |
Zeitgemäße Erinnerungskultur und Holocaust-Gedenken |
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Geschichtsverdrossene junge Menschen? – Von wegen! Laut der von der Stiftung EVZ geförderten MEMO-Jugendstudie zur Erinnerungskultur in Deutschland interessiert sich jeder zweite junge Erwachsene für deutsche Geschichte, vor allem für die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs. Zum 79. Holocaust-Gedenktag beleuchtet die 3sat Kulturzeit moderne Ansätze der Erinnerungskultur: Wie gelingt es, jungen Menschen das Grauen der NS-Zeit zu vermitteln und Bezüge zu ihrer Alltagsrealität herzustellen? |
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Anne Kauhanen, Kulturproduzentin & Leiterin vom Projekt „Was bleibt? Interaktive Installation zu west- und ostdeutschen Nachkriegserinnerungen“ von Moves
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Frau Kauhanen, Ihr Projekt verweist auf Kontinuitäten und Brüche von west- und ostdeutschen Nachkriegserinnerungen. Wie sind Sie bei den Familieninterviews vorgegangen?
Wir haben uns vertiefend mit NS-Verbrechen und deren Auswirkungen auf das Familiengedächtnis in Ost- und Westdeutschland auseinandergesetzt. Es ging um die kritische Reflexion der wörtlich und symbolisch verstandenen geteilten deutschen Geschichte. Dabei waren und sind wir von der Frage geleitet, wie sich dies insbesondere für junge Menschen in einer postmigrantischen Gesellschaft ansprechend, inklusiv und würdevoll aufarbeiten lässt. [...] Wir haben in unserem divers aufgestellten Team gemeinsam einen Leitfaden für biografische Interviews entwickelt. Durch verschiedene Berührungspunkte zur NS-Zeit konnten wir dabei unterschiedliche Perspektiven berücksichtigen. Allerdings fehlen weitestgehend persönliche Bezüge zur DDR-Geschichte, sodass eine induktive Vorgehensweise maßgeblich für unser aussagekräftiges Material ist. Wir führen Interviews mit bis zu drei Generationen einer Familie durch. Für jede Generation gibt es einen eigenen Leitfaden, der Brücken zwischen den Generationen baut. Zugang zu unseren Interviewpartner:innen haben wir durch berufliche und persönliche Netzwerke bekommen. Außerdem haben wir sowohl digitale als auch analoge Werbemöglichkeiten genutzt. Aus den geführten Interviews haben wir eine Fülle an Audio- und punktuell auch Videomaterial gewinnen können.
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7. März, 17-18 Uhr, Digital
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Kommunikator:innen-Treffen mit democ
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Wie kann man sich politischen und gesellschaftlichen Themen über Filmformate annähern? Welche Herausforderungen stellen sich? Und welche ethischen Fragen sollten bei der Videoproduktion leitend sein? Über diese und weitere Fragen debattieren wir mit Grischa Stanjek und Linus Kebba-Pook von democ im Rahmen des Kommunikator:innen-Treffens. Dieses Vernetzungsformat der Stiftung EVZ richtet sich an Kommunikator:innen aus Gedenkstätten, Stiftungen und Organisationen.
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21. März, Thessaloniki
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96%: Ein Theaterprojekt zur jüdischen Geschichte Thessalonikis
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Ein europäischer Theaterverbund bestehend aus dem Teatro Joven in Madrid, dem Nationaltheater Nordgriechenland in Thessaloniki und der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin widmet sich der Frage, wie NS-Unrecht Europa geprägt hat. Im März hat das Projekt in Griechenland Premiere und blickt auf die jüdische Geschichte Thessalonikis: 96 Prozent der jüdischen Bewohner:innen der Stadt wurden im Nationalsozialismus ermordet.
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Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft Friedrichstraße 200 10117 Berlin, Deutschland T +49 (30) 25 92 97-0 F +49 (30) 25 92 97-11 Website |
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Verantwortlich i. s. d. P.: Dr. Andrea Despot
Redaktion: Jana Bültge, Sarah Keller, Katrin Kowark, Thomas Stein, Sophie Ziegler
Bildnachweise: Sigrid Dittrich, Miguel Ferraz Araújo, Lucija Rosc, Erez Kaganovitz, dekoder, Leonine Studios, Moves gUG / Yasmin Veljiu |
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